Am 9. April 2022 wäre Carl Amery 100 Jahre alt geworden. Als Schriftsteller schuf er ein einzigartiges Werk, setzte sich literarisch über die Grenzen der Gattungen und Genres hinweg. Als engagierter Denker und aktiver Gestalter prägte er die kulturelle und gesellschaftspolitische Landschaft in Bayern.
Visionär hat er in seinen Schriften auf die kommende ökologische Katastrophe hingewiesen, hat die Verbindungen zu gesellschaftlichem Verhalten aufgezeigt und Wege gewiesen, wie wir unsere Welt neu gestalten können. Die Würde des Menschen spielt dabei eine zentrale Rolle. Aber nicht nur was die Umwelt und Klima betrifft, sondern überall, wo er aktiv wurde – ob als Denkmalschützer, Bibliotheksleiter, Verbandsvorsitzender oder Parteigründer – immer war er in Denken und Handeln mit der Arbeit an der Zukunft beschäftigt.
Dieses Festival würdigt nicht nur sein Lebenswerk, es führt seine Gedanken in unsere Gegenwart und Zukunft. Es erinnert an die Notwendigkeit zu handeln, schnell zu handeln, entschieden zu handeln.
„Eine andere Welt ist nötig. Es wird mehr als einen Ruck brauchen, sie zu finden – aber das 21. Jahrhundert hat ja erst begonnen“, schrieb Carl Amery 2005.
Was die Literatur und die Kunst dazu beitragen kann, das zeigen in dieser Woche 20 Veranstaltungen in drei Städten, den Städten, in denen Carl Amery vorwiegend gelebt und gewirkt hat. Dass sich so viele und so unterschiedliche Organisationen daran beteiligen, zeigt, wie viele Menschen Carl Amerys Botschaft an dieses Jahrtausend weitertragen wollen. Das war in unserem Sinne: Grenzen zu überschreiten, Menschen zu verbinden, ins Gespräch zu bringen, die aus verschiedenen Denkrichtungen kommen, verschiedene Positionen vertreten, aber dennoch glauben, dass sich die Zukunft des Menschen gestalten lässt. Wir danken allen Beteiligten für ihre Offenheit, ihren Pragmatismus und ihre Großzügigkeit.
Ein Festival, in dem Literatur, Kunst und Kultur sichtbar zum gesellschaftlichen Diskurs beitragen, – wie es Carl Amery formuliert hat – als buchstäbliche „Ent-Würfe: Zeichen und Worte, die wir in die Nacht vor uns werfen in der Hoffnung, dass sie sich dort verwurzeln.“
Wir wünschen bei diesem Festival mit seinen vielfältigen Anknüpfungspunkten – Lesungen, Führungen, Diskussionsrunden, Filmen, Ausstellungen, Vorträgen und einem Konzert – spannende und unterhaltsame, nachdenkliche und weiterführende Erlebnisse, Einblicke, Gespräche.
Arwed Vogel
Festivalleitung
Vorsitzender des VS Bayern