Zum Tod von Robert Stauffer, Ehrenvorsitzender des VS Bayern

Am 17. April verstarb Robert Stauffer, der Ehrenvorsitzende des VS Bayern, im Alter von 89 Jahren. Er hat den Verband als Landesvorsitzender viele Jahre geprägt, war als Rundfunkrat und Programmbeirat von ARTE Deutschland engagiert und bei weiteren Organisationen wie Bayern liest e.V. tätig.

Er war ein verlässlicher Freund, der es verstand, überlegt und ruhig zu raten und zu helfen – in persönlichen wie beruflichen Angelegenheiten. Und er war jemand, der Leben und die Kultur zu genießen und mit einem humorvollen Blick über die Seltsamkeiten des Daseins und der Mitmenschen zu staunen verstand.

Geboren in Bern in der Schweiz, ist er 1958 nach ersten Lyrikveröffentlichungen nach Wien gezogen, hat drei Jahre in Ungarn mit einem Stipendium des ungarischen Kulturministeriums zum Studium der ungarischen Sprache und Literatur gelebt. Anschließend ist er nach Tätigkeiten für den österreichischen Kultursenat als freier Autor nach Köln gezogen, bis er 1987 nach München kam, wo er als Hörspieldramaturg beim BR und als Lehrbeauftragter an der LMU am Institut für Theaterwissenschaften gearbeitet hat.

Immer hat er sein eigenes literarisches Schaffen mit Engagement für andere Autoren verbunden. Als Beispiel seien nur die Karlsteiner Autorentreffen erwähnt, die von 1969 bis 2001 alljährlich als Internationales Hörspiel- und Dramaturgentreffen in Rust im Burgenland stattfanden, die von ihm initiiert worden waren. Er hat alle drei deutschsprachigen literarischen Kulturen kennen gelernt und sein Blick war immer offen für das, was im Betrieb oft übersehen wurde. Insbesondere für osteuropäische Literaturen und besonders für die ungarische Literatur, aus der er zahlreiche Werke übersetzt hat.

Gelassen und überlegt leitete er vierzehn Jahre den VS Bayern, konsolidierte ihn nach den politischen Auseinandersetzungen der achtziger Jahre als einen Berufsverband, in dem der Mensch und die Literatur wieder im Vordergrund stehen. Gemeinsam mit Wolf-Peter Schnetz arbeitete er kontinuierlich an der Verbesserung der Situation des Verbands in Bayern, baute Kontakte zu osteuropäischen Schriftstellern auf und förderte die regionale Vielfalt des VS. Mit unaufgeregter Präzision korrespondierte und organisierte er unermüdlich, publizierte und archivierte. Für seinen Fleiß in der Programmbeobachtung als Rundfunkrat und seine entschiedene Klugheit im politischen Diskurs, die auf Wissen, nicht auf Meinung beruhte, war er im Bayerischen Rundfunk bekannt. Seine eigene literarische Tätigkeit musste oft zurückstehen, dennoch entstand ein interessiertes Werk mit Hörspielen, Rundfunkfeatures und Gedichten.

Mit Robert Stauffer verlieren wir einen Menschen, der die kulturelle Vielfalt gelebt hat, der mit Vernunft und Klarheit vorgegangen ist, sich nicht von Zeitmoden und -getöse hat beeindrucken lassen. Er war wohl für alle ein einzigartiger und liebenswerter Weggefährte.

Arwed Vogel

Landesvorsitzender des VS Bayern in ver.di