Vielfältige Möglichkeiten erfordern Strategien
Das Veröffentlichen eines Buches ist vom Schreiben eines Buches zu trennen. Das eine ist eine künstlerische Tätigkeit, das andere eine wirtschaftliche. Natürlich haben beide Dinge miteinander zu tun, zum Beispiel, wenn man einen Auftrag vom Verlag bekommt und man sich schon beim Schreiben über Zielgruppe und Vermarktung Gedanken machen muss.
Es wird von vielen Ratgebern verbreitet, dass allein das Einhalten bestimmter Produktionskritierien notwendigerweise zum Erfolg und dazu führe, einen „Bestseller“ zu landen. Aber Erfolg ist heute noch schwieriger zu kalkulieren als früher.
Denn nicht nur der Buchmarkt ist unüberschaubarer geworden, sondern es sind auch die Möglichkeiten größer geworden, ein Manuskript zu vermarkten. Diese Vielzahl von Möglichkeiten lässt zwar dem Autor mehr Freiheit, gleichzeitig zwingt sie ihn aber, sich mehr Gedanken darüber zu machen, was er genau will und wie er es erreichen könnte.
So müssen Sie, wenn sie ein Buch veröffentlichen wollen, in gewisser Weise eine Strategie entwickeln und vor allem auch sich selber klar werden über die aktuell vorherrschenden Bedingungen am Literaturmarkt und den Möglichkeiten, die Ihnen dabei offen stehen.
So gibt es neben den klassischen Print-Verlagen, die Möglichkeit ein Buch im Selbstverlag zu veröffentlichen, als Book-on-demand (BoD) im Digitaldruck oder als E-Book.
Literaturagenturen
Wenn Sie erwägen, sich einen Literaturagenten zu suchen, sollten Sie das tun, bevor Sie Verlage anschreiben. Denn wenn Sie bereits von zahlreichen Verlagen abgelehnt worden sind, kann Ihnen ein Literaturagent meist nicht mehr helfen. Das Wichtigste: Treten Sie erst an eine Agentur heran, wenn Sie ein konkretes Buchprojekt anzubieten haben, sei es als Exposé (kurze Zusammenfassung des geplanten Romans, Sachbuchs etc.) inklusive einiger Probekapitel – oder als fertiges Manuskript. Auch für ein fertiges Manuskript empfiehlt es sich, ein Exposé zu verfassen. Anhand des Exposés kann sich die Agentur und später der Verlag ein Bild von Ihrem Buchprojekt machen ohne gleich das ganze Manuskript lesen zu müssen. Es dient gleichermaßen als Aushängeschild bzw. als Werbeschrift für Ihr Buch wie auch als Verhandlungsmasse.
Geben Sie sich also Mühe beim Verfassen des Exposés! Ein gutes Exposé umfasst nicht nur den bereits vollständig durchdachten Inhalt des geplanten Buches, sondern sollte darüber hinaus Interesse wecken und Anhaltspunkte zur Vermarktung liefern. Falls eine Agentur oder ein Verlag Verbesserungsvorschläge für Ihr Buchprojekt hat, lassen sich diese zunächst am besten ins Exposé einbauen. In vielen Fällen durchläuft ein Exposé noch eine Reihe von Änderungen, bevor es zum Abschluss eines Verlagsvertrags kommt. Kritikfähigkeit und eine gewisse Flexibilität Ihrerseits lassen sich mit künstlerischer Freiheit durchaus vereinbaren. Und nicht zuletzt dient Ihnen ein gutes Exposé auch als Strukturhilfe beim Schreiben.
Auch unter den Literaturagenten gibt es einige, die unlautere Geschäftsmethoden verfolgen (dazu zählen Lektoratsgebühren, Aufnahmegebühren oder ähnliches). Achten Sie darauf, dass Ihr Literaturagent Kontakte zu Verlagen hat, die zu Ihrem Manuskript passen. Manche Agenturen lehnen die Vermittlung von Manuskripten
bestimmter Genres von vorneherein ab (z. B. Fantasy oder Science Fiction). Andere haben sich auf bestimmte Genres spezialisiert (z. B. Krimi oder Historienroman). In der Regel nehmen Literaturagenturen eine Provision von 15 Prozent, in Ausnahmefällen sogar 20 Prozent. Diese Provision wird von dem Honorar abgezogen, das Sie für ein Buch erhalten, das von der Agentur vermittelt wurde. Das Honorar setzt sich aus dem von der Agentur ausgehandelten und vertraglich festgesetzten Garantiehonorar und den prozentualen Tantiemen (Royalties) pro verkauftem Buch zusammen. Die Agentur handelt stellvertretend für Sie das Honorar aus und schließt mit dem Verlag meist auch den Verlagsvertrag ab. Neben dem Honorar lassen sich noch weitere Vertragsbedingungen vertraglich festlegen (Platzierung im Programm, Schwerpunkttitel etc.). Unter Umständen gelingt es einer guten Literaturagentur, ein deutlich höheres Buchhonorar auszuhandeln als Sie es könnten, vor allem wenn Sie noch ein Neuling auf dem Buchmarkt sind und sich nicht trauen hart zu verhandeln, etwa aus Angst, der Verlag könne wieder abspringen. Manchmal fädelt die Agentur sogar ein Bietergefecht zwischen verschiedenen interessierten Verlagen ein. Das ist selten, aber es kommt vor. Grundsätzlich lässt sich sagen, dass gute Literaturagenturen die Provision wert sind, die sie verlangen. Der persönliche Kontakt ist allerdings hilfreich – und auch das Nachhaken, wenn Sie längere Zeit nichts von Ihrer Agentur hören.
Im Handbuch für Autorinnen und Autoren finden Sie zahlreiche Literaturagenturen und ihr Arbeitsgebiet.
Die Verlagssuche
Wenn Sie keinen Literaturagenten finden oder sich entschließen selber einen Verlag zu suchen, dann können sie in verschiedenen Schritten vorgehen.
Zuerst sollten Sie offen und ehrlich darüber nachdenken, wer Ihr Buch überhaupt lesen oder sogar kaufen würde. Nicht jedes Buch ist überregional interessant, manche Texte haben bestimmte Zielgruppen, die von unterschiedlichen Verlagen bedient werden. Sie ersparen sich eine Menge Zeit und Geld, wenn Sie in diesem Reflektionsprozess realistisch sind.
Niemand würde ein Kinderbuch an einen reinen Krimiverlag schicken. Aber wer nicht weiß, dass dieser Verlag ausschließlich Krimis verlegt, wird keinen Erfolg haben. Es sei denn, der Verlag publiziert auch Kinderkrimis! Informieren Sie sich vorab.
Also geht es im zweiten Schritt darum, die Verlagslandschaft kennen zu lernen. Hierzu lohnt ein Besuch auf einer Buchmesse, die immer noch einen guten Überblick über große, mittlere und auch kleine Häuser gibt. Eine Recherche im Internet ist ebenso möglich, doch der Augenschein ist in der ersten Phase, vor allem wenn man wenig Erfahrung hat, nicht zu unterschätzen, da man sehr schnell an den Verlagsständen spürt, ob man zu so einem Haus passt oder nicht.
Und das ist ein wichtiger Faktor, schließlich geht es um eine gemeinsame, vielleicht jahrzehntelange Geschäftsbeziehung.
Wichtig sind Verlagsprogramme. Von ihnen nehme man sich ein Exemplar mit und studiere sie und schaue, ob das eigene Werk dort Platz finden kann. Ihr Buchprojekt sollte den bereits publizierten Titeln nicht zu ähnlich sein, es muss aber der Zielgruppe des Programms entsprechen und sollte daher nicht vollkommen anders sein, als die anderen Werke. Ein Lyrikband passt zum Beispiel nicht zu einem Verlag, der reine Unterhaltungsliteratur publiziert. Aber ein unterhaltender Roman mit einer Reihe von anspruchsvollen sprachlichen oder strukturellen Elementen kann eventuell zu einem „gehobenen“ Verlag passen, der auch mal einen Kassenschlager produzieren will.
Nach einer solchen Auswahl kann man im Internet etwa auf den Websites der Verlage, herausfinden, welche Bedingungen für eine Manuskripteinsendung gemacht werden. Die können ganz unterschiedlich sein.
Da aber die allermeiste Anzahl der unverlangt eingesandten Manuskripte aufgrund der großen Zahl keine große Beachtung finden kann und die Zahl der veröffentlichten Bücher aus diesen Stapeln deswegen auch verschwindend gering ist, sollte man Beziehungen und Kontakte schon vorher aufbauen.
Dies kann geschehen durch Lesungen, durch Mitarbeit in literarischen Gruppen, durch den Gewinn kleinerer Literaturausschreibungen und Stipendien, durch Veröffentlichungen in Literaturzeitschriften. Der Zufall spielt hierbei keine kleine Rolle, aber wenn man sich engagiert im Betrieb bewegt, lassen sich durchaus Geschäftsbeziehungen anbahnen.
Auch ist es sicherlich nicht falsch am Anfang bei kleineren Verlagen zu veröffentlichen, Erfahrungen zu gewinnen und nicht immer zu meinen, dass nur die großen Publikumsverlage oder hochliterarischen Häuser in Frage kommen.
Schreiben lernen ist ein lebenslanger Prozess und so gestaltet sich auch die Karriere als Autor. Das schnelle Geld ist in anderen Branchen besser zu verdienen. Um ein Autor zu werden, der regelmäßig veröffentlicht wird und daraus ein akzeptables Einkommen erzielt, sind Geduld und Zähigkeit Grundvoraussetzungen, ebenso die Fähigkeit zur Selbstkritik und die Offenheit für Verbesserungen und zur Weiterentwicklung. Ratsam ist es auch, die gefühlsmäßige Bindung an Ihr Werk von dem geschäftsmäßigen Umgang damit (etwa bei Verlagsverhandlungen) zu trennen.