Stellungnahme des deutschen PEN zur türkischen Invasion in Nordsyrien

Pressemitteilung PEN

Das Präsidium des deutschen PEN-Zentrums und die von ihm betreuten Exil-Autor*innen haben eine Stellungnahme zur türkischen Invasion in Nordsyrien veröffentlicht:

Erklärung des Präsidiums des deutschen PEN-Zentrums und der von ihm betreuten Exil-Autor*innen zur türkischen Invasion in Nordsyrien

All individuals and peoples have a right to peace and this right should
be recognised by the United Nations as a universal human right. Bled-Manifest des Writers for Peace-Komitees im internationalen PEN

Pressemitteilung, Darmstadt, 15. Oktober 2019. Die Türkei hat eine völkerrechtswidrige Invasion begonnen. Unsere Solidarität und unser Mitgefühl gelten den Menschen, die aus dem Kriegsgebiet flüchten müssen. Unser Zorn richtet sich gegen die Verursacher dieser humanitären Katastrophe: den Machthaber aus Ankara, seine Minister und Militärs.

Die Türkei greift das kurdische Gebiet im Norden Syriens auch mit irregulären, dschihadistischen Kämpfer*innen an. Zivilist*innen, so wie die kurdische Politikerin und Frauenrechtlerin Hevrin Khalaf, wurden gezielt erschossen, Gefangene werden gefoltert und hingerichtet. Diese Kriegsverbrechen müssen verfolgt, aufgeklärt und geahndet werden.

Wir fürchten einen neuen Stellvertreterkrieg, der die Region destabilisiert und unsägliches Leid über die Menschen dort bringt. Wir erwarten deshalb auch, dass die NATO in einer gemeinsamen Erklärung den Bündnisfall ausschließt, auch dann, wenn sich das Kampfgeschehen auf türkisches Gebiet verlagert.

Wir erwarten von der UNO-Vollversammlung und dem Weltsicherheitsrat, dass ein deutliches Wort gegen die Aggression der Türkei gesprochen wird. Und wir erwarten, dass die EU sowie alle demokratisch regierten Länder der Welt ein umfassendes Embargo für alle Güter erlassen, die militärisch nutzbar sind.

Wir fordern

  • Den sofortigen Rückzug der regulären und irregulären Truppen und Kämpfer*innen der Türkei aus Syrien.
  • Das unverzügliche Ende der Kampfhandlungen durch die Türkei.
  • Die sofortige Freilassung der wegen ihrer Kriegsgegnerschaft inhaftierten Menschen in der Türkei und aller anderen Dissident*innen, Journalist*innen, Künstler*innen und Schriftsteller*innen.
  • Ein alle Waffen und Waffenkomponenten, Rohstoffe und Chemikalien zur militärischen Nutzung umfassendes Embargo gegen die Türkei.
  • Eine Erklärung der NATO, die den Bündnisfall ausschließt.
  • Die Einrichtung eines internationalen Gerichtshofes zur Aufklärung von Kriegsverbrechen der türkischen Invasoren.
  • Das Recht der Kurd*innen und anderer Bevölkerungsteile der Region auf Autonomie national und international zu respektieren.

Präsidium und Writers in Exile-Stipendiat*innen des PEN-Zentrums Deutschland

Pressekontakt:

Felix Hille
PEN-Zentrum Deutschland e.V., Kasinostr. 3, 64293 Darmstadt
Tel.: 06151/627 08 23; Mobil: 0157/31382637; Fax.: 06151/293414
E-Mail: presse@pen-deutschland.de

Das deutsche PEN-Zentrum ist mit seinem Geschäftssitz in Darmstadt eine von weltweit über 150 Schriftstellervereinigungen, die im PEN International zusammengeschlossen sind. PEN steht für Poets, Essayists, Novelists. Die ursprünglich 1921 in England gegründete Vereinigung hat sich als Anwalt des freien Wortes etabliert und gilt als Stimme verfolgter und unterdrückter Schriftstellerinnen und Schriftsteller. Der deutsche PEN begleitet mit Initiativen und Veranstaltungen das literarische Leben in der Bundesrepublik. Er bezieht Stellung, wenn er die Meinungsfreiheit, gleich wo, in Gefahr sieht. Er mischt sich ein, wenn im gesellschaftlichen Bereich gegen den Geist seiner Charta verstoßen wird.

Erklärung auf der Homepage des deutschen PEN-Zentrums

Erklärung als PDF-Datei