Die Trägerin des Carl-Amery-Literaturpreises 2019 ist die Autorin Karen Duve.
Die Preisverleihung findet am 9. April 2019 (Geburtstag von Carl Amery) um 20 Uhr im Literaturhaus München statt. Die Laudatio hält Susanne Fischer (Arno-Schmidt-Stiftung). Musik: Roman Bunka.
Die Jury, bestehend aus Knut Cordsen, Thomas Kastura, Dr. Thomas Kraft, Dr. Susanne Krones und dem letzten Preisträger Thomas von Steinaecker, begründet ihre Wahl wie folgt:
„Ob einfühlsame biographie romancée der Dichtern Annette von Droste-Hülshoff (Fräulein Nettes kurzer Sommer, 2018), engagierter Essay gegen den allwaltenden Egoismus (Warum die Sache schiefgeht, 2014) oder Streitschrift für eine vegetarische Ernährung (Anständig essen, 2011), Fantasy oder Weihnachtsmärchen – Genregrenzen sind für Karen Duve dazu da, spielerisch überwunden zu werden. Darin zeigt sie sich zugleich kämpferisch und verletzlich, weltkundig und bodenständig, experimentierfreudig und faktentreu. Dabei bedient sie sich stets der vornehmsten Mittel der Aufklärung: Witz und Ironie.
Karen Duve schreibt böse Märchen, in denen die Natur dem Menschen feindlich gesonnen ist. Ihr Regenroman (1999) ist vermutlich die »nasseste Geschichte seit der Sintflut«, im Erzählband Keine Ahnung (1999) zeigt sie sich froh, »wenn Glas zwischen mir und den Dingen ist« und im Roman Dies ist kein Liebeslied (2002) schildert sie ein »Fettherz voller Sehnsucht«. Mit ihrer Dystopie Macht (2016) hat sie gezeigt, dass sie ohne Tabus und ohne Angst vorauszudenken wagt und der Literatur alles zutraut.
Vor ihrem oft ungnädigen Humor ist niemand sicher, am wenigsten sie selbst. Das Verblüffende an Duves Alpträumen ist, dass sie nicht als solche beschrieben werden. Kein Wehklagen, kein Protest, eher die Akzeptanz noch des traurigsten Schicksals. Duve schildert die tristen Tage ihrer Figuren auf eine wunderbar unaufgeregte und lakonisch Weise, die alles Schreckliche mit einer derartigen Gelassenheit und Kühle beschreibt, dass dadurch noch mehr Beunruhigung und Spannung ausgelöst wird.
Karen Duve ist – ganz im Sinne von Carl Amerys OEeuvre – eine eminent politische Autorin, wache Beobachterin ihrer Zeit und wunderbare Erzählerin.“
Der Carl-Amery-Literaturpreis wird seit 2007 alle zwei Jahre vom Verband deutscher Schriftsteller in Bayern vergeben, mit Unterstützung des Luchterhand Literaturverlages und von ver.di Bayern. Der Preis ist mit 6.000 Euro dotiert. Die bisherigen Preisträger sind Feridun Zaimoglu (2007), Juli Zeh (2009), Ilija Trojanow (2011), Ulrich Peltzer (2013), Norbert Niemann (2015) und Thomas von Steinaecker (2017).
Mit dem Carl-Amery-Literaturpreis werden deutschsprachige Autorinnen und Autoren für ihr Werk ausgezeichnet, in dem eine zeitkritische Literatur neue ästhetische Wege zu gehen und damit das Spektrum literarischer Möglichkeiten zu erweitern sucht.
Der Preis soll an den Münchner Schriftsteller Carl Amery (1922-2005) und sein Lebenswerk erinnern. Amerys kritische Auseinandersetzung mit restaurativen Tendenzen in Gesellschaft und Kirche und sein publizistischer Einsatz für eine friedliche und ökologisch vernünftig gestaltete Welt haben Maßstäbe gesetzt.
Mit freundlicher Unterstützung von ver.di Bayern, des Luchterhand Literaturverlags und des Kulturreferats der LH München.
Ansprechpartner: Dr. Thomas Kraft, Panoramastr. 27a, 82211 Herrsching. Tel.: 08152/9827044, mail@thomas-kraft.net.
PRESSEMITTEILUNG des VS Bayern in ver.di und des Luchterhand Literaturverlages